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Real-Life Storytelling: Die dreifache Formstruktur des Reality TV als Verfahren kumulativer Serialisierung

Teilprojekt 13

Im Unterschied zu rein fiktionalen Serien zeichnen sich serielle Reality-TV-Formate durch eine dreifache Formstruktur aus. Neben einer Episoden- und Staffel- bzw. Serien-Dramaturgie sind sie durch einen dritten Handlungsbogen bestimmt, der sich auf die vorgeblich unmedialisierte Lebensrealität der Protagonisten bezieht. Dieser dritte Handlungsbogen weist zeitlich über den konkreten Medientext hinaus – sowohl ins Vergangene als auch ins Zukünftige. Ausgehend von diesem dritten Handlungsbogen lassen sich z.T. unterschiedliche, distinkte Medientexte als Realisation eines Metatextes lesen.

Das TP erforscht Formen und Verfahren der dreifachen Formstruktur in ästhetischer wie produktionspraktischer Bedeutung für das Storytelling langlaufender Real-Life-Soaps am Beispiel deutscher Doku-Soaps, Gamedocs und Castingshows sowie entsprechender Begleitsendungen, der sendereigenen Berichterstattung und Websites. Da Reality TV in seinen hybriden Formaten dokumentarische, fiktionale und spielerische Elemente kombiniert, kommt es permanent zu Wechselwirkungen und Rückkopplungen zwischen den drei Handlungsbögen sowie der Autorschaft von Redakteuren/Autoren und Protagonisten. Diese Wechselwirkungen untersucht das TP insbesondere hinsichtlich ihrer Funktion als Formatierungspraktik sowie als Überbietungs- und Distinktionsstrategie.

Insgesamt zielt das TP durch die Analyse relevanter Fallbeispiele und narrativer, leitfadengestützter Interviews mit Produzenten, Redakteuren, Autoren, Regisseuren und Protagonisten auf verallgemeinerbare Aussagen über Bedingungen und Formen serieller Variation im Reality TV sowie auf eine Theoretisierung der dreifachen Formstruktur in ästhetischer wie produktionspraktischer Hinsicht.


Leiter: Dr. Christian Hißnauer, Germanistik, Göttingen