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Aurale Serialisierung: Musik in Hindi dharmischen TV-Serien

Assoziiertes Projekt I

Das Projekt untersucht die serielle Narrativität der Fernsehmusik der zwei indischen „dharmischen“ TV-Serien Ramayan (1987-1988) und Mahabharat (1988-1990) und fragt nach der Rolle von Musik für serienspezifische Dynamiken kultureller Positionierung, Gemeinschaftsbildung und der Medialisierung von Religion. Die Serien, TV-Versionen zweier der bekanntesten (gleichnamigen religiösen) Epen Südasiens, gehören zu den frühesten fiktionalen indischen TV-Formaten. Durch die Integration religiöser Narration einerseits und dem Fernsehserienformat andererseits stellen sie eine hybride Erzählform dar: Sie sind zugleich Epos und Soap Opera, religiös und populär, traditionell und modern, politisch mobilisierend wie polarisierend. Besonders auf Ebene ihrer Rezeption stehen sie im Kontext der Popularisierung eines massentauglichen, radikalhinduistischen Nationalismus, was Dynamiken um Vergemeinschaftung für dieses Projekt zentral macht. Durch die Verbindung jahrhundertealter Epenstoffe mit dem modernen Medium des Fernsehens lassen sich die Serien als Metonym einer spezifischen heterogenen indische Moderne (Chatterjee 1999, 2004) verstehen, wobei besonders die Perspektive auf Serienmusik als vermittelndem Element zwischen Epos und Fernsehserie fruchtbar ist: In der Musik manifestiert sich eine besondere Form serieller Narration, die auf auraler Ebene mit den Narrativen der Epen interagiert – es aufbricht, erweitert oder bestätigt. Die Grundfragen des Projekts lauten daher wie folgt: Wie wirkt Musik in den Serien als erzählendes Element, das das Format der Serie auf elementare Weise prägt? Wie verhält sich Fernsehmusik als serielles Teilnarrativ zum diskursiven Raum der indischen Moderne, den dharmische Serien durch die Inszenierung mythologischer Vergangenheit verhandeln? Wie trägt die Musik dazu bei, dass sich die TV-Serien in vielfältige, jahrhundertealte Überlieferungstraditionen einfügen? Wie fungiert die Musik als vermittelndes Element hinsichtlich der spezifischen religiösen Konnotationen der Stoffe und dem ausgesprochen heterogenen indischen Publikum?

Gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes (Promotionsstipendium) sowie der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen (Förderung der Exposéphase sowie des Forschungsaufenthaltes)

Bearbeiterin: Britta Lesniak, Kulturelle Musikwissenschaft, Göttingen, betreut von Birgit Abels.