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Die Dynamik serieller Überbietung: Zeitgenössische amerikanische Fernsehserien und das Konzept des Quality TV

Teilprojekt 4

Da kommerzielle Serien in konstanten Konkurrenzverhältnissen stehen, sind sie zur laufenden Reflexion ihrer Variationsmöglichkeiten gezwungen. Eine prominente Strategie hierzu ist Überbietung, d.h. die nochmalige Steigerung erfolgreich etablierter Distinktionsmerkmale. Dass der intra- und interserielle Wettbewerb, also die Selbst- und Fremdkonkurrenz von Serien, dennoch keiner linearen Eskalationslogik folgt, hat viel mit deren Fähigkeit zu tun, solche (oft quantitativen) Steigerungen in qualitative Effekte zu übersetzen bzw. qualitative Variationen in Überbietungsfunktion zu nutzen.

Bei amerikanischen 'Qualitätsfernsehserien' seit ca. 1990 tritt die Verflechtung wettbewerbsorientierter Steigerungen mit ästhetischen Differenzierungen besonders deutlich hervor. Diese Serien behaupten ein explizites (metaserielles) Bewusstsein ihrer Position in der Geschichte seriellen Erzählens. Das Label Quality TV formuliert somit selbst einen Überbietungsanspruch im Feld populärer Serialität, der über dieses Feld hinausweist und seine Abgrenzung zu anderen Feldern kultureller Praxis kompliziert (vgl. die werkästhetisch orientierte Programmpolitik der rewatchability).

Das TP fragt, welche Effekte, Verständnisse oder Zuschreibungen serieller Qualitätsentwicklung mit der historischen Reflexivität konkurrenzgerichteter Steigerungen im zeitgenössischen US-Fernsehen einhergehen. Dabei bezeichnen wir nicht jede selbstrekursive Innovation als Überbietung, sondern bieten ein durch das Schema Quantität/Qualität eingeschränktes Vergleichsverfahren an. Hierdurch wird ein spezifischer Modus serieller Selbstbeobachtung beschreibbar, dessen historische Dynamik bis zu Konstellationsverschiebungen im Verhältnis von Populärkultur und Kunst bzw. Bildungskultur reicht.


Leiter: Prof. Dr. Frank Kelleter, American Studies, FU Berlin
Bearbeiter: Dr. Andreas Sudmann, Medienwissenschaft, FU Berlin